Haben Sie auch schon gemerkt, daß man überall von Bekloppten umzingelt ist? Da gibt es kein Entkommen. Auf der Welt gibt es zirka 95% Bekloppte. Aber die restlichen 5% sind jetzt auch noch durchgedreht. Man geht morgens aus dem Haus und wünscht sich einen „Schönen guten Tag“,
obwohl man gar nicht weiß, wie der eigentlich aussieht. Ralph Richter hat sie wieder gefunden, die Geschichten und Absurditäten, hervorgekramt auf dem Wühltisch des Lebens. Auch wenn man´s nicht gerne hören möchte, aber jeder Einzelne steuert seinen Teil Doof zum Leben in Absurdistan bei. Wirklich unschuldig ist da niemand. Und wer sich im vorge-haltenen Spiegel wiedererkennt, kann sich melden und laut „Hier!“ rufen. Der Kabarettist zeigt den Ausweg in die Sackgasse, und die Zuschauer dürfen darüber sogar noch lachen. Aber bevor er anfängt, das Publikum schlingelschlau zu kabarettisieren, sagt er sich vor jedem Auftritt: Hätte ich das nicht alles erfunden, ich würde es kaum
glauben!
„Scherzmuskeltraining“
So heißt das neue Kabarettprogramm mit Ralph Richter.
Mit Ach und Lach schafft es der Kabarettist noch auf die Bühne. Dort setzt er wieder zu geistigen Höhenflügen an, die aber nur lustige Tiefflüge sind. Er will in zwei Stunden beweisen, das sich hinter seiner kuschelgemütlichen Fassade eigentlich ein rumpelstilziger Gemeinling versteckt. Und wenn er guckt, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen, heißt das nur: Seht her, was ich für einen Spaß habe!
Wenn man als rüstiger Mittfünfziger nach zehntausend Schritten am Tag den kleinen Hunger kriegt, wenn früher sowieso alles besser wird und wenn der Blaukittel wieder hausmeistert, dann wäre das eigentlich zum Heulen, wenn man nicht drüber lachen müßte. Diplomatisch und bauchmiezelich
wird das alles nicht, dafür aber wie immer unverschämt. Also werfen Sie ein Auge drauf. Wenn´s geht, ein Lachendes!
„Wenn man nur schnell genug stillsteht, dann sieht es fast so aus, als würde man sich bewegen.“
Oliver Kalkofe